Familie

Peter Diener

Thälmannallee 7

Zeulenroda

Zeulenroda, 19. 1. 97

 

Lieber Franz,

vielen Dank für die netten Wünsche zum Weihnachts- und Neujahrsfest und auch für die Säumer-Urkunde. Wir haben uns sehr gefreut und wünschen natürlich auch Dir und Deiner Truppe alles Gute.

 

Ich lege Dir ein paar Bilder bei. Sie sind zwar teilweise recht ordentlich, aber die Stimmung einer Säumerwandrung können sie - auch wenn „Frieda“ immer wieder das Hauptmotiv darstellt - doch nicht so wiedergeben.

 

Schon die 1996-er Tour fand ich sehr beeindruckend: Das Auf und Ab über die steinigen Bergpfade, die Freude, den Rucksack einmal nicht selbst tragen zu müssen, und die herrliche Landschaft, zu der auch das Wetter vorbildlich paßte - und nicht zuletzt die Vorstellung, daß jahrhundertelang auf diese, aus heutiger Sicht doch recht primitive und vor allem anstrengende Art tonnenweise Waren über die Alpenpässe transportiert, wohl oft genug auch geschmuggelt wurden - das war schon was! Total überrascht hat mich auch unsere so wanderfaule Enkeltochter Beate. Mit dem Zaum in der Hand war sie einfach nicht mehr zu bremsen. Ob sie sich als Säumerin verstand? Ich habe vergesse, sie danach zu fragen.

 

Und vergangenes Jahr? Vor allem das Wetter sorgte dafür, daß die Eindrücke fast noch interessanter waren: Der dicke Nebel im Tal, der sich von der sonnigen Höhe aus so herrlich anschauen ließ, ein blendendweißes bewegtes Meer, aus dem einzelne Gipfel wie Inseln herausragten. Das war schon ein toller Anblick, und das eine der Bilder, die ich Dir beigelegt habe, gibt das wohl auch ganz gut wieder.

 

Ungewöhnlich auch die Übernachtung in der Kaindl-Hütte, wie ich sie zwar von Bergtouren in Rumänien und Bulgarien kannte, in Österreich aber gar nicht mehr erwartet hatte: Zum Wohlfühlen einfach, fast primitiv, und doch gemütlich und so richtig zu einer Säumerwanderung passend.

 

Was mir auch gefallen hat, war das Picknick im Grünen, aber auch der Besuch der Schnapsbrennerei und Deine Art, mit der Flasche den „Wegezoll“ zu zahlen. Das paßte zur Tour wie die Faust auf’s Auge. Wie schön wäre es, wenn das überall, ob in der Nachbarschaft oder in der Politik, so klappen würde: Ein freundliches Wort, ein Schnaps, ein Händedruck - und alles in Ordnung. Aber da werden wir wohl noch sehr lange warten müssen!

 

Dagegen hoffe ich, daß unser Wiedersehen schneller und einfacher zu machen ist. Ich werde voraussichtlich im späten Frühjahr Oma Mia mal mit ein paar Freundinnen zu Euch bringen. Sie freut sich schon drauf.

 

Bis dahin seid alle recht herzlichst gegrüßt von Anneliese und Peter aus Zeulenroda.

Grüße auch von Oma Mia und Beate.

 

Peter

 

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